Krankheiten
Ist Herzrasen harmlos oder gefährlich?
- Von Deutsche Herzstiftung, LGO-Redaktion
- Medizin
- 31.01.2021
Wenn wir aufgeregt sind oder uns sehr anstrengen, klopft das Herz stark. Bei einigen Menschen beginnt das Pumporgan jedoch auch wie aus dem Nichts an zu rasen. Ist das Grund zur Sorge?
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Spielt das Herz plötzlich verrückt, fühlt sich das für Betroffene sehr unangenehm, teilweise bedrohlich an: Oft kommen Schwindel, Atemnot oder Angstgefühle hinzu. Das muss nicht automatisch gefährlich sein. „Solche Anfälle von Herzrasen sollten allerdings beim Arzt abgeklärt werden, denn dahinter können auch gefährliche Herzkrankheiten stecken“, warnt der Kardiologe Prof. Dr. med. Paulus Kirchhof vom Wissenschaftlichen Beirat der
Deutschen Herzstiftung.
Vorhofflimmern als Ursache
In vielen Fällen wird der beschleunigte Herzschlag durch Vorhofflimmern ausgelöst. Diese häufigste Form von Herzrhythmusstörungen ist zwar nicht akut gefährlich, da die Herzkammern die größte Pumparbeit leisten. Allerdings kann sie zur Herzschwäche führen und es können sich in den Vorhöfen Blutgerinnsel bilden. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, können sie ein Hirngefäß verstopfen, also
einen Schlaganfall auslösen. In Deutschland haben über 1,8 Millionen Menschen Vorhofflimmern und jedes Jahr verursacht es über 35.000 Schlaganfälle.
Bei Vorhofflimmern ist das Herz meist völlig außer Takt. Der erste Anfall kann mit heftigen Schlägen bis in den Hals hinauf, Druckgefühl im Brustkorb und einer ungewohnten Luftnot bei leichten Tätigkeiten (Treppensteigen) auftreten. Betroffene verspüren eine plötzliche Unruhe, wenn das Herz völlig unregelmäßig und schnell mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute rast, selten auch schneller. Die chaotische Herzschlagfolge kann aber auch mit einer normalen Herzfrequenz einhergehen – normal sind 60 bis 100 Schläge pro Minute.
Ist gutartiges Herzjagen die Ursache?
Doch nicht jedes Herzrasen hat eine ernsthafte Erkrankung als Ursache. Beginnen die Anfälle plötzlich, ohne jeden Anlass und lassen sie sich durch Manöver wie das Trinken eines Glases Wassers beenden, stehen die Chancen gut, dass es sich um gutartiges Herzjagen handelt. Diese Form der Herzrhythmusstörung kann zwar für Betroffene sehr belastend sein, ist aber in den meisten Fällen heilbar. „Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, weniger harmlos oder lebensbedrohlich sind, kann nur ein Kardiologe nach ausführlicher Untersuchung des Patienten entscheiden“, betont Kirchhof.
Vorhofflimmern: Was jetzt?
Heißt die Diagnose Vorhofflimmern, ist eine konsequente Therapie mit Einnahme von gerinnungshemmender Medikamente („Blutverdünner“) wichtig. Zudem muss die Grunderkrankungen behandelt werden. Bluthochdruck liegt bei rund 70 Prozent aller Betroffenen vor. „Patienten mit Bluthochdruck und Vorhofflimmern sind zweifach belastet: Zum einen erhöht der Bluthochdruck aufgrund der Gefäßbelastung selbst das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, zum anderen besteht durch das Vorhofflimmern die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, die wiederum einen Schlaganfall auslösen können“, erklärt Grönefeld, Leiter der Abteilung für Kardiologe an der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg.
Weitere Ursachen für Vorhofflimmern sind unter anderem koronare Herzkrankheit (KHK),
Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Klappenerkrankungen, Übergewicht, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Schlafstörungen (Schlafapnoe-Syndrom). „Diese Grunderkrankungen sind konsequent mit Medikamenten und einem gesunden Lebensstil zu behandeln: mit Ausdauertraining je 20 bis 30 Minuten 3- bis 5-mal die Woche, Abnehmen bei Übergewicht, gesunder Ernährung und Rauchverzicht“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Götte vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Chefarzt der Kardiologie am St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn.
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Minderversorgung des Gehirns
Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht mehr richtig mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In 80 Prozent der Fälle ist ein Blutgefäß durch ein Gerinnsel oder infolge einer Arterienverkalkung verstopft. Seltener sind Blutungen im Gehirn die Ursache. Die meisten Betroffenen sind über 60 Jahre alt. Doch auch Jüngere und sogar Kinder können schon einen Hirninfarkt erleiden. Daher sollte jeder die Warnzeichen kennen und bei einem Verdacht auf Schlaganfall sofort den Notarzt rufen – 112.
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Immer zum Arzt
Je nachdem welches Gehirnareal betroffen ist und wie ausgeprägt die Minderversorgung ist, zeigen sich verschiedene Symptome. Sie können einige Minuten bis Stunden andauern. Wichtig: Selbst wenn die Beschwerden wieder abgeklungen sind, muss der Betroffene zum Arzt, da schon in kurzer Zeit Hirnschäden entstehen.
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Sprach- und Sprachverständnisstörung
Viele Patienten können plötzlich nicht mehr richtig sprechen. Sie sagen sinnlose Wörter, verdrehen Silben oder sprechen undeutlich, stockend oder abgehackt. Andere verstehen Begriffe nicht mehr. Der Test: Man bittet die Person einen einfachen Satz zu sagen, zum Beispiel „Morgen soll es regnen.“
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Sehstörungen
Einige Betroffene sehen nur noch verschwommen oder doppelt. Auch Gesichtsfeldausfälle oder eine Erblindung auf einem Auge sind möglich.
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Benommen bis bewusstlos
Viele Schlaganfallpatienten sind schwach, benommen und verwirrt. Einige werden sogar bewusstlos.
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Taubheitsgefühl und Lähmungen
Typisch für einen Hirninfarkt ist ein Taubheitsgefühl in nur einer Körperhälfte. Bei einigen Patienten ist sogar ein Arm, ein Bein, eine Hand oder ein Fuß infolge der Minderdurchblutung des Gehirns gelähmt. Es können mehrere Körperteile gleichzeitig unbeweglich sein. Der Test: Die Person auffordern die Arme nach vorne zu strecken und die Handfläche nach oben zu drehen, danach die Beine nacheinander hochzuheben. Kann derjenige das nicht mehr, sollten die Alarmglocken schrillen.
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Einseitige Gesichtslähmung
Ein schiefes Grinsen oder ein herabhängender Mundwinkel sollte Angehörige immer aufmerksam werden lassen – genauso wie ein einseitig geschlossenes Augenlid. Der Test: Die Person zum Grinsen auffordern. Ist das Lachen schief, muss der Notarzt gerufen werden.
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Schwindel und Übelkeit
Ein nie dagewesener heftiger Schwindel kann auf einen Schlaganfall hindeuten. Gleichgewichtsstörungen und Gangunsicherheit sind ebenfalls mögliche Folgen. Einigen Betroffenen ist auch übel und sie müssen sich übergeben.
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Kopfschmerzen
Einige Patienten klagen über sehr starke plötzlich auftretende Kopfschmerzen.
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